Gedankenlos wird oft gefaselt von den „Qualitätsmedien“ oder gar vom „Qualitätsjournalismus“. Ich finde das ziemlich frech von Medienmachern, dieses Etikett zu nutzen. Wer hat denn dieses „Qualitätssiegel“ überreicht? Doch die Verlage und Journalisten selbst! Und was soll das bedeuten? Was ist Qualität, was nicht? Ist die Anglerzeitung oder die Lokalzeitung weniger Qualitätsmedium als FAZ, SZ oder ZEIT? Wie definiert sich Qualität.
Bei sprachlich genauer Betrachtung steht der Begriff für einen festgelegten Standard: Mc Donald‘ s macht Burger weltweit in immer dergleichen Qualität. Man würde den Schachtelwirt aber doch nie als kulinarisch vorbildlich einstufen. Wohl aber als ein Unternehmen, das es verstanden hat, seine Qualitätsmerkmale weltweit umzusetzen.
Wer von Qualität spricht, meint oft Güte; das meint: „hochwertige Beschaffenheit“. Und so muss denn wohl auch das selbstverliehene „Gütesiegel“ namens „Qualitätsjournalismus“ begriffen werden. – „Hochwertige Beschaffenheit“ – gemessen woran? Was ist der Maßstab für „Qualitätsjournalismus“? Ist es die (politische) Haltung der Akteure? Ist es die Tatsache, dass man nur über die großen, die globalen, nationalen Themen berichtet? Während die Anglerzeitung und das Lokalblättchen sich um die kleinen, vermeintlich unwichtigen Themen des Lebensalltags kümmern?
Richtig: Bei den national verbreiteten Medien gibt es kluge Köpfe. Die gibt es in den anderen Journalismusgattungen aber auch. Und richtig: Bei den national verbreiteten Medien gibt es auch Deppen – wie überall. Nur so kann es ja kommen, dass der Deppenbegriff vom Qualitätsmedium, vom Qualitätsjournalismus eine derartige Konjunktur erlebt. Alternativ genutzt wird ab und zu auch der Begriff des (nationalen) „Leitmediums“. Dieser Begriff trifft die Sache auf den Kopf. Und dabei sollte es auch bleiben. Weg mit der selbstbesoffenen Floskel vom „Qualitätsjournalismus.“