Radio ist nicht totzukriegen. Nicht durch Fernsehen, nicht durch Spotify, nicht durch Podcasts. Wobei wir alle wissen, dass kluge Radiosender längst eigene Podcastformate produzieren oder gesendete Inhalte nicht nur in die Mediathek stellen, sondern als Podcasts noch mal neu verpacken (z.B. Radiowissen vom SWR). Radio ist in erster Linie live, mobil und sehr demokratisch: Dank Call-In-Aktion kann sich jeder Hörer leicht in laufende Sendungen einklinken und selber seiner Stimme Gehör verschaffen.
Jedoch: Die Verschiebung der Nutzung vom Linearen ins Netz setzt sich weiter fort. Das sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen Langzeitstudie von ARD und ZDF zur Massenkommunikation in Deutschland. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung erzielen die Fernsehsender und Radioprogramme immer noch die höchsten Reichweiten und längsten Nutzungsdauern.
Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland nutzen täglich Audio-Inhalte. Die meisten Menschen werden nach wie vor mit linearem Radio erreicht: Mit 70 Prozent liegt der Wert stabil auf dem Vorjahresniveau.
Musik aus dem Internet – egal ob über Streamingdienste oder YouTube – gewinnt weiter an Bedeutung. Jeder Fünfte ab 14 Jahren wird damit an einem Durchschnittstag erreicht. Bei den intensivsten Audio-Nutzern, den 14- bis 29-Jährigen, hat Musik aus dem Netz das Radio bei Reichweite (58 % gegenüber 51 %) und Nutzungsdauer (102 gegenüber 66 Minuten) überholt.
Podcasts bzw. Radiosendungen auf Abruf werden pro Tag von etwa drei Prozent der Menschen genutzt. Die Zahl derer, die Podcasts zumindest hin und wieder hören, wächst jedoch: Aktuell hören 20 Prozent mindestens einmal pro Woche Podcasts.
Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung informieren sich über Politik und das aktuelle Geschehen am ehesten im öffentlich-rechtlichen Radio und Fernsehen. So verwundert die Meinung eines Großteils der Befragten nicht, dass Fernsehen und Radio im Allgemeinen sowie der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Besonderen auch in Zukunft bedeutsam bleiben werden. Denn verlässliche Informationsquellen werden in den Augen vieler Menschen in Zukunft an Bedeutung noch zulegen, und dass hier eine Kernkompetenz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks liegt, bestätigt sich in der Corona-Zeit.
Über die Studie: Die Daten der ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie 2020 basieren auf einer repräsentativen Dual-Frame-Stichprobe von insgesamt 3.003 deutschsprachigen Personen ab 14 Jahren in Deutschland. Die Studie wurde vom Institut GIM durchgeführt.