07 Jun
07Jun

In Ihrer Ausbildung lernen Journalisten, dass Interviewfragen etwas ganz anderes sind als Recherchefragen: Die gesamte Faktenhuberei (also: wer, was, wann, wo, wie) sollte im Vorfeld abgearbeitet worden sein, damit man im Interview darauf aufbauen kann. Die klassische Interviewfrage würde als lauten: „Im vergangenen Jahr haben Sie für Ihren Betrieb Insolvenz angemeldet, weil der Druck aus China zu stark war (Fakten). Wie haben Sie sich als Unternehmer dabei gefühlt? - Diese Frage nach der Emotion kann authentisch nur der Gefragte beantworten. 

Leider ist die Trennung von Fakten einerseits, von Einschätzungen, Gefühlen, Beurteilungen andererseits völlig aus der Mode gekommen. Insbesondere Podcaster machen sich kaum noch die Mühe, sich für ein Gespräch mithilfe von Recherchen ordentlich vorzubereiten. Das Recherchegespräch wird in die Interviewsituation verlagert. Solche Produkte sind ätzend, weil langweilig. 

Das ist zwar verständlich, denn in den sogenannten Laber-Podcasts geht es eigentlich nie wirklich um Transport von Fakten und Hintergründen, sondern um ein Gespräch der Protagonisten, das möglichst unterhaltend sein soll. Die Fakten werden meistens vorausgesetzt

Es gibt auch Mischformen, die absolut zulässig sind. Etwa „Hotel Matze“. Dort befragt der Interviewer die Gäste nach ihrer Seelenlage. Dies ist allerdings auch der Schwerpunkt des Gesprächs. Wenn hier und dort Fakten abgefragt werden, dann als notwendige Ergänzung. In Wahrheit ist Hotel Matze eher ein Zwiegespräch, weniger ein journalistisches Interview. Denn der Interviewer lässt hier viel von seiner eigenen Seelenlage erkennen; das würde im klassischen Interviewformat nicht passieren. 

Podcasts wie  „Lage der Nation“ oder „Lanz und Precht“ hingegen sind journalistisch sauber vorbereitete Gespräche. Auch hier kann man die Formate nicht als Interview bezeichnen, da die Protagonisten immer dieselben sind. Allerdings ist die Struktur klassisch: zuerst die Fakten, dann die Einschätzung des Gesprächspartners. Bei Laber-Podcasts wie „Fest & Flauschig“ oder bei „Baywatch unterhalten sich immer dieselben Menschen über Dinge und Geschehnisse. Das Vorbereitungsniveau ist erkennbar niedrig, weil Dinge aus der unmittelbaren Erlebniswelt der Protagonisten besprochen werden. Vermittelt werden Anekdoten, Pointen, und Hintergründe. Grundsätzlich gilt: Vorbereitung hat noch keinem medialen Produkt geschadet.

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