Am 4. August 1821 kam der Kofferbauer Louis Vuitton in der französischen Kleinstadt Lons-le-Saunier als Kind einer Hutmacherin zur Welt. 200 Jahre später feierte der größte Luxuskonzern der Welt, LVMH, (Marktkapitalisierung: 339,50 Milliarden Euro) seinen Geburtstag.
Mit 14 Jahren verließ der junge Vuitton seine Heimatstadt und machte sich zu Fuß auf, um ins 441 Kilometer entfernte Paris zu pilgern. Zwei Jahre später erreichte er die Modemetropole und begann eine Lehre bei dem prominenten Koffermacher Romain Maréchal. Vuitton entpuppte sich als so begabt, dass er zum persönlichen Koffermacher von Napoleon Bonapartes Frau Eugénie de Montijo aufstieg. Vuitton erkannte als Erster, dass die europäische Elite, die mit der Bahn zu reisen anfing, praktische Koffer brauchte. Er eröffnete 1854 sein erstes Geschäft, in dem er stapelbare Koffer, die handlich, leicht und wasserfest waren, verkaufte.
Im Konzern erzählt man noch heute gern, dass die Vuitton-Koffer der Titanic-Passagiere auch Tage nach deren Untergang unbeschadet eiskalten Nordatlantik getrieben hätten. Fast hundert Jahre später, 1987, fusionierte die Firma Louis Vuitton mit der Champagner- und Spirituosenhersteller Moët Hennessy. Der neue Konzernname, LVMH, leitet sich von den ursprünglichen Initialen beider Unternehmen ab. Doch erst die 1989 erfolgte Berufung des Unternehmers und Dior-Besitzers Bernard Arnault zum Präsidenten des Konzerns, ermöglichte den Aufstieg in die Beletage der internationalen Luxus-Konzerne.
Insgesamt besitzt der Konzern Rechte an mehr als 80 Marken. LVMH ist das wertvollste börsennotierte Unternehmen Europas und trotz Pandemie nicht aufzuhalten: Im ersten Halbjahr 2021 konnte das Unternehmen seinen Umsatz auf knapp 30 Milliarden Euro und damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 56 Prozent steigern. Der konzernweite Nettogewinn in den ersten sechs Monaten dieses Jahres belief sich auf 5,3 Milliarden Euro – zehnmal so viel wie im Jahr 2020 und 62 Prozent über dem Niveau von 2019. Die Lebensverhältnisse des heutigen Firmenchefs und des damaligen Gründers könnten nicht unterschiedlicher sein. Bernard Arnault, der drittreichste Mann der Welt, legt seine Wege mit einem eigenen Privatjet, dem Bombardier Global 7500, zurück.
Der Gründer der Firma lebte auf deutlich bescheidenerem Fuße: Um sich seinen weiten Weg nach Paris finanzieren zu können, verrichtete er auf seiner Reise immer wieder handwerkliche Arbeiten. Die französische Hauptstadt erreichte er deshalb erst zwei Jahre später. Sein Reichtum bestand nicht aus Geld, sondern aus Zeit.